Im März 2021 hat sich das Leben zahlreicher Menschen in der äthiopischen Region Oromia deutlich verbessert. Bis dahin hatten die Menschen, die in der Nähe der Quelle Gafarssa leben, kein sauberes Wasser zum Trinken, Kochen, Geschirr spülen und Händewaschen. Die Einwohner mussten das Wasser über lange Wege transportieren oder das verschmutzte Wasser benutzen. Auch das Trinkwasser für die Nutztiere musste von weit entfernten Orten herangeschafft werden, was nicht nur eine enorme körperliche Belastung, sondern auch eine zeitraubende Arbeit vor allem für Frauen und Kinder darstellte. Der Mangel an sauberem Wasser war eine Ursache für durch Wasser übertragene Krankheiten, die die Krankheitsrate, insbesondere bei schwangeren Frauen und kleinen Kindern, erhöhte.
Frühe Einbindung der einheimischen Bevölkerung
Das Projekt begann mit der Bildung eines Wasserkomitees, das sich für die Mobilisierung lokaler Ressourcen und die Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner während der Projektdurchführung einsetzte und eine klare Kommunikation zwischen der Gemeinde und dem umsetzenden Projektpartner der WasserStiftung vor Ort sicherstellte. Das Wasserkomitee hat sieben Mitglieder – fünf Männer und zwei Frauen.
Quellfassung, Wasserbehälter und Entnahmestelle werden gebaut
Anschließend wurde die Quelle mit einem kleinen gemauerten Bauwerk eingefasst und oben abgeschlossen. Das Wasser wird in einem 4 m3 großen Tank gespeichert, der auch als Wasserentnahmestelle für die Nutzerinnen und Nutzer dient. Der Tank wurde von den Bewohnern eingezäunt, um das Gelände vor Tieren zu schützen und um sicher zu sein, dass alle Personen, die Wasser abholen, die Nutzungsgebühren zahlen. Alle einfachen Arbeiten wurden von Gemeindemitgliedern im Rahmen ihres Engagements für das Projekt ausgeführt.
Zusätzlicher Waschplatz für mehr Hygiene
In der Nähe des Tanks wurde ein großes Waschbecken errichtet, in dem Kleidung und Materialien von der Gemeinschaft gewaschen werden können. Eine separate Waschanlage für diese Zwecke reduziert den Wassertransport und verhindert außerdem eine Kontamination an der Wasserentnahmestelle. Nach dem Bau im Februar 2021 gab es eine einmonatige Testphase, um sicherzustellen, dass alle Komponenten korrekt funktionieren.
Das Bezirksamt wird in die Schulungen eingebunden
Am Ende des Probemonats fand eine abschließende Schulung mit dem Wasserkomitee statt, um sie mit den Themen technisches Management, Finanzmanagement und Wasserhygiene vertraut zu machen. Die Vertreter des Bezirksamtes wurden in die Schulungsaktivitäten einbezogen, um die Beziehung zwischen ihnen und den Mitgliedern des Wasserkomitees aufzubauen. Das Bezirksamt für Wasser, Mineralien und Energie ist zum einen dafür verantwortlich, Techniker zu beauftragen, die bei Bedarf Reparaturen durchführen, zum anderen übernehmen sie eine beratende Funktion bei Finanz- oder Wartungsfragen.
„Ich wollte unbedingt sauberes Wasser in der Nähe meines Hauses haben. Ich bin nicht gebildet und weiß nicht, wie ich es sagen soll. Aber ich habe mehrmals Essen für die Bauarbeiter zubereitet, nur um meinen Wunsch nach sauberem Wasser zu zeigen. Jetzt habe ich das Wasser und bin glücklich.“
Shitu aus Godda Walliyye
Erweiterter Nutzerkreis: 1800 statt 270 Menschen profitieren derzeit vom Projekt
Ursprünglich sollte das 6.600 Euro-Projekt 45 Familien bzw. 270 Menschen zugutekommen. Aufgrund unerwarteter Umstände ist die Zahl der Begünstigten jedoch zumindest kurzfristig viel höher.
Godda Walliyye liegt 2,5 Kilometer von der Kreisstadt Gedo entfernt, die vor zwei Jahren ein neues Wasserversorgungssystem in Betrieb genommen hat. Leider war dieses Großprojekt nur wenige Monate in Funktion, sodass nicht genügend Wasser zur Verfügung stand, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken. Viele Einwohner im westlichen Teil der Stadt haben daher Zugang zur neuen Wasserstelle von Godda Walliyye erhalten, der eine zuverlässigere Quelle als die Wasserversorgung der Stadt Gedo darstellt. Obwohl diese Personen nicht als ständig Begünstigte eingeplant waren, werden sie wahrscheinlich weiterhin die Quelle von Godda Walliyye nutzen, bis die Reparaturen am städtischen Wassersystem durchgeführt worden sind. Menschen aus Gedo tragen das Wasser auf dem Rücken, auf Pferdewagen oder Eseln, und einige Unternehmen kommen mit Lastwagen, um Wasser aus der Quelle zu kaufen.
Aufgrund der gestiegenen Nachfrage wurden die Öffnungszeiten der Wasserstelle verlängert. Das Wasserkomitee hat beschlossen, eine Person zu beschäftigen, die die Quelle und den Wasserverkauf 12 Stunden am Tag kontrolliert, um sicherzustellen, dass die Wassernutzungsgebühren ordnungsgemäß bezahlt werden und die gesamte Infrastruktur pfleglich behandelt wird.
Da einige der Personen, die Wasser mit einem Pferdewagen oder LKW transportieren, mehrere Personen versorgen, ist es derzeit schwierig, eine genaue Zahl der Begünstigten zu berechnen. Der Aufseher fragt sie, für wie viele Personen sie Wasser transportieren, um eine Berechnung durchzuführen. Derzeit gibt es schätzungsweise 1.800 Begünstigte.
Eine Einschränkung der Nutzerzahlen war bislang nicht notwendig, da die Quelle über ausreichende Wassermengen verfügt. Mit etwa 60.000 Litern pro Tag könnten bis zu 3.000 Menschen in einem ländlichen Gebiet versorgt werden. Insofern war es mit Hilfe des Projekts möglich, einer viel größeren Gruppe als ursprünglich geplant einen wichtigen Service zu bieten. Trotz der erhöhten Nutzerzahl reicht das Wasser aus, um eine regelmäßige Bewässerung der Felder zu ermöglichen, was zu höheren Ernteerträgen führen wird. Es wird erwartet, dass dies den Familien zusätzliches Einkommen und Ernährungssicherheit bringt.
Nachhaltigkeit wird großgeschrieben
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema bei allen WasserStiftungs-Projekten, das durch eine Reihe von Maßnahmen gewährleistet wird. Erstens haben die Treffen mit den Bewohnern vor Beginn des Projekts sichergestellt, dass die Menschen verstanden haben, dass das Projekt ihnen „gehört“ und dass sie sich während und nach dem Bau darum kümmern müssen. Eine weitere wichtige Maßnahme war die aktive Beteiligung der Einheimischen an der Projektumsetzung. Dies umfasste sowohl die ungelernten Arbeitskräfte als auch Schulungen und die Auswahl der Mitglieder des Wasserkomitees. Wenn sich die lokale Bevölkerung engagiert und involviert fühlt, stärkt dies ihr Verantwortungsbewusstsein für das Projekt. Das Wasserkomitee erhielt Schulungen und Unterstützung, damit es die die neue Infrastruktur und deren Instandhaltung überwachen kann. Schließlich wurden in Abstimmung mit den Vertretern der Stadt die Wassernutzungsgebühren festgelegt, damit sie erschwinglich sind und dennoch eine regelmäßige Geldsumme bieten, die zur Seite gelegt werden kann, um künftig erforderliche Reparatur- oder Wartungskosten zu decken.
Bewährter Kooperationspartner mit viel Erfahrung
Ausführender Partner vor Ort war die Environmentalists Development Association – Ethiopia (EDA-E), die 2006 von engagierten Äthiopiern gegründet wurde. Seitdem arbeitet die WasserStiftung erfolgreich mit EDA-E bei der Umsetzung von Wasser- und Abwasserprojekten in Äthiopien zusammen.